Ja, wir machen Führungskräftetrainings mit Pferden und nein, Mitarbeiter:innen sind keine Arbeitspferde. Ja, wir haben seit Mai einen Cocker Spaniel: Jarl Ragnar wird im Februar 2024 2 Jahre alt. Und nein, der Hund ist nicht der beste Freund des Menschen.

In der Arbeit mit den „Viechern“ wie mit Menschen gelten, abseits von allen Mensch-Tier-Vergleichen, auf „menschlicher Seite“ ein paar simple Prinzipien in der Kommunikation:

Aufmerksam sein

Gehe ich mit meinem Hund „Gassi“, gilt ihm meine ganze Aufmerksamkeit. Ich muss für ihn „mitdenken“, vorausschauen, permanent bei ihm sein. Kein Handy, kein E-Mails-Checken, der „Gassi-Gang“ gehört uns beiden.

Um die Aufmerksamkeit meines Gegenübers zu bekommen, muss ich ihm meine eigene volle Aufmerksamkeit schenken. Gegenseitige Aufmerksamkeit ist die Grundlage für ein erfolgreiches miteinander Reden oder Arbeiten. Ohne meine eigene Aufmerksamkeit kann ich nicht erwarten, dass mein Gegenüber aufmerksam ist und mir zuhört.

Verständlich kommunizieren

Tut mein Hund nicht das, was ich von ihm möchte, kann ich ihn dafür nicht sanktionieren, wenn ich selbst nicht deutlich ausgedrückt habe, was ich von ihm erwarte und er sich nicht auskennt.

Bei der Formulierung von Wünschen und Bedürfnissen oder der Vereinbarung von gemeinsamen Zielen gilt es, mich so verständlich wie möglich auszudrücken – und zwar verständlich für mein Gegenüber und nicht für mich (siehe „Aufmerksamkeit“). Was für mich selbstverständlich ist, muss für mein Gegenüber noch lange nicht klar sein.

Im Vorfeld hilft es da, mir über meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse im Klaren zu werden und Ziele möglichst vollständig zu formulieren:

  1. Für wen machen wir das? (die Frage nach dem/der Kund:in/Stakeholder)
  2. Wozu machen wir das? (die Frage nach Sinn und Zweck)
  3. Was machen wir bis wann (die Frage nach dem Endergebnis, das bis wann erreicht werden soll)
  4. Wie schaut das Endergebnis aus? (die Frage nach den Kriterien/Standards, an denen wir das Endergebnis messen können)

Konflikt Eskalationen vorbeugen

Jeder, der schon mit Hunden zu tun hatte, kennt die Situation wahrscheinlich: der Schritt von dem Lieblingsspruch unaufmerksamer Hundehalter:innen: „Der tut eh‘ nichts!“ zu „Das hat er ja noch nie gemacht!“ im Eskalationsfall, ist sehr kurz und kommt sehr schnell.

Bei Menschen braucht es in emotionalisierten Situationen manchmal nur ein Wort, um das „Fass zum Überlaufen zu bringen“ oder „explodieren zu lassen“.

Hier gilt es, Zeitpunkt und Kommunikation bewusst zu wählen und Konflikte nicht „zwischen Tür und Angel“ anzusprechen (siehe Aufmerksamkeit).

Gleichzeitig (siehe „Verständlich kommunizieren“) sollte ich mir im Vorfeld über meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse klar werden – was braucht es von meiner Seite, um die Beziehung wieder „ins Lot zu bringen“ und was kann die Erwartungshaltung meines Gegenübers sein?

Auf der Sachebene gilt es, in der Vorbereitung aus den „Streitthemen“, die mir „Magenschmerzen“ verursachen, „Arbeitsthemen“ zu formulieren, über die ich mit meinem Gegenüber reden (nicht „streiten“) kann. Auch hier gilt: Was wird mein Gegenüber möglicherweise an Themen mit in unser Gespräch bringen?

Für mich persönlich hat die Arbeit mit Pferd und Hund drei weitere wesentliche Punkte gebracht, die für mich die Klammer für das oben Ausgeführte im Tun bilden:

  1. Ich schaue wieder genauer hin und beobachte genauer.
  2. Ich übe mich wieder mehr in Geduld…
  3. … und nehme mir damit mehr Zeit, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden.

Um Beziehungen hilfreich zu gestalten und gemeinsam Ziele zu erreichen, braucht es Zeit, Aufmerksamkeit und Klarheit im Handeln im Umgang miteinander.

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