Was tun im Konfliktfall?

Die Erkenntnis, dass ich mit jemandem in einem Konflikt stecke, kommt manchmal schleichend, manchmal wirklich wie aus heiterem Himmel. Es sind die Konfliktsignale, die sukzessive deutlicher werden. Als Konfliktpartei erkennt man Verhaltensänderungen „der anderen Seite“ meist eher als an sich selbst. Eines der wichtigsten Signale ist zum Beispiel: Über die betroffene Person zu reden, statt mit ihr. 

Menschen aus dem eigenen Umfeld nehmen diese jedoch wahr. Spätestens, wenn mich jemand auf mein eigenes Verhalten aufmerksam macht, ist Handlungsbedarf. Wegschauen oder darauf zu warten, dass die andere Seite etwas tut, verschlimmert die Situation.

  • Sobald das Bewusstsein da ist: „Ich bin in einem Konflikt“, mache ich mir mit der anderen Seite einen Gesprächstermin aus, idealerweise persönlich, falls das nicht geht, mit einer Terminanfrage.
  • In der Terminanfrage sollte das Thema, um das es geht, möglichst neutral benannt werden, sowie das Gesprächsziel. Z.B: „Unsere derzeitige Zusammenarbeitssituation und mögliche Lösungen.“ 
  • Der Termin sollte so gelegt sein, dass es genug Zeitpuffer nach hinten gibt und beiden Parteien die Möglichkeit gibt, sich gut vorzubereiten.
  • Wenn der Termin stattfindet ist es wesentlich darauf zu achten, möglichst einen „neutralen“ Einstieg zu wählen und nicht sofort ins Thema zu springen. Als hilfreich hat sich in solchen Situationen oft bewährt, sich für das Erscheinen der anderen Seite zu bedanken und daran anschließend den geplanten Ablauf des Gesprächs zu skizzieren. Das gibt beiden Seiten die Möglichkeit eines kleinen Erfolgs, wenn man hier zu einer Vereinbarung kommt.
  • Im nächsten Schritt geht es darum, sich gegenseitig zu schildern, wie jede Seite das Problem erlebt (Sichtweisen austauschen). Dabei geht es darum, einander zuzuhören ohne zu unterbrechen. Sie können davon ausgehen, dass die Schilderung der anderen Seite anders ist als Ihre. Das macht sie nicht falsch oder richtig. Es geht darum, genau diese Unterschiede wahrzunehmen. Als Einlader lässt man idealerweise der anderen Seite den Vortritt und bemüht sich zuzuhören. 
  • Liegen beide Sichtweisen auf dem Tisch, wird meist schnell deutlich, worin die Unterschiede und auch der Dissens liegen. Diese Punkte werden im Detail besprochen und eine Lösung gesucht. Wichtig ist dabei, nicht nur die fachlichen Themen anzusprechen, sondern auch Verhaltensweisen und empfundene Beleidigungen oder Verletzungen. Wesentlich dabei ist, dass man die Themen benennt, die schlecht gelaufen sind, eventuell herausfindet, was die Ursache dafür war, auch seinen Ärger darüber ausdrückt (und nicht den anderen anschreit oder ihm Vorwürfe macht) und relativ zügig zum Punkt kommt, welche Veränderungen man sich wünscht und die Hintergründe dazu erklärt – das eigene Bedürfnis.
  • Es sollten möglichst alle „Verwerfungen“ besprochen werden, bevor man daran geht, Lösungen zu entwickeln, sowohl zu den persönlichen als auch zu den fachlichen Fragestellungen.
  • Seien Sie sich vor allem auch selbst darüber im Klaren, was Sie von der anderen Seite brauchen, damit „die Schmach“ wirklich getilgt und auch ihr Satisfaktionsbedürfnis gestillt ist (z. B. eine Entschuldigung, eine schriftliche Darstellung, etc.).
  • Zum Schluss dokumentieren Sie Ihre Vereinbarung und überprüfen diese in regelmäßigen Abständen, bis beide Seiten das Gefühl haben, dass alles läuft wieder „rund“ läuft.
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