Coaching ist ein Beratungsmodell, das sich durch verschiedene Kriterien auszeichnet. Die Wesentlichsten sind:

  • Coach und Kunde sind gleichwertig und befinden sich „auf Augenhöhe“:
    Der Kunde ist Experte für sein System und seinen Kontext, der Coach ist Experte für die Gesprächsführung und den ziel- und lösungsorientierten Umgang mit Problemen.
  • Das Coaching orientiert sich am „(Auf)lösen von Problemen“ und nicht an der Suche nach „Ursachen für Probleme“.
  • zwischen Coach und Kunde ist eine wesentliche Grundlage des Coachings, wobei der Kunde (Mensch) im Zentrum der Beratung steht.
  • wird vom Coach im Sinne eines Angebots für den Kunden eingebracht – der Kunde hat die Möglichkeit, dieses Angebot anzunehmen oder auch abzulehnen (vgl. Abgrenzung zu Fachberatung).

Einsatzbereiche des Coachings sind z. B. Beratung und Begleitung …

Abgrenzung zu anderen interpersonellen Beratungsformen:

  • ist ein „Heilungsverfahren“, das sich an Menschen richtet, die unter psychischen Störungen leiden. Psychotherapie ist ein (meist) längerfristiger Prozess, der tiefgehende persönliche Probleme bearbeitet.
  • dient überwiegend der Qualitätssicherung. Coaching ist universeller und orientiert sich stärker an individuellen Zielen des Kunden

Methoden und Wirkungszusammenhänge

Coaching wird häufig auf die eingesetzten Methoden reduziert. Aus meiner Sicht hat die Frage, ob Methode A oder Methode B eingesetzt wird, eine untergeordnete Bedeutung. Viel wesentlicher ist es, dass es dem Coach gelingt, eine gute und vertrauensvolle Beziehung zum Kunden aufzubauen und in weiterer Folge erkennt, zu welchem Zeitpunkt welche Methode oder Intervention für den Kunden am passendsten ist.

Daher halte ich es für sinnvoll, als Coach über einen möglichst breiten Methodenkoffer zu verfügen, möchte aber hier nicht auf einzelne Methoden eingehen.

Unabhängig von den eingesetzten Methoden sehe ich folgende wesentliche Wirkungszusammenhänge:

Wertschätzung aktiviert die Ressourcen des Kunden

Durch das Hervorheben „was gut läuft“ oder früher „gut gelaufen ist“, wird dem Kunden bewusst, über welche Möglichkeiten er verfügt – „vergessene“ Stärken kommen wieder an die Oberfläche. In weiterer Folge wird der eigene Erfolg erlebbarer, was wiederum zur Erreichung der eigenen Ziele beiträgt.

Coaching als Reflexionsraum

Allein schon die Möglichkeit, sich mit dem eigenen Thema auseinanderzusetzen und nur dafür Zeit zu haben, ist für viele Kunden ein großer Schritt zur Erreichung des Ziels. Oftmals führt bereits die Auftrags- und Zielklärung im Coaching („Was möchten Sie am Ende des Coachings erreicht haben?“) zu einer neuen Klarheit für den Kunden und bildet den ersten Schritt zu Problem(auf)lösung. Denn: ist das Ziel erst einmal wirklich klar, ist die Erarbeitung von Lösungs- und Umsetzungsstrategien meist relativ einfach möglich.

Perspektivenwechsel

Das Einnehmen einer anderen, neuen Sichtweise oder eines anderen Standpunktes durch den Kunden eröffnet häufig neue Möglichkeiten. So kommt es immer wieder vor, dass ein Problem einfach dadurch verschwindet, dass der Kunde es von einer anderen Seite sieht. Perspektivenwechsel tragen auch dazu bei, dass für den Kunden neue Optionen und Handlungsmöglichkeiten sichtbar werden – was ein wichtiges und gewünschtes Ziel jedes Coachingprozesses ist.

Rahmenbedingungen für erfolgreiches Coaching

Folgende Voraussetzungen sollten für ein erfolgreiches Coaching gegeben sein:

  • Der Kunde nimmt das Coaching freiwillig in Anspruch. Er hat den Coachingprozess aus eigenem Willen initiiert und kann ihn auch jederzeit wieder beenden.
  • Der Kunde nimmt das Coaching in Anspruch, um ein Ziel zu erreichen. Dies kann (muss aber nicht) die Veränderung seiner Situation bedeuten. Das Aufrechterhalten einer Situation (z.B. gute Teamzusammenarbeit) kann durchaus auch Ziel eines Coachings sein.
  • Absolute Vertraulichkeit und Verschwiegenheit. Insbesondere auch dann, wenn der Auftraggeber eine dritte Person oder Unternehmen ist. In diesem Fall muss allen Beteiligten klar sein, dass keinerlei Informationen aus dem Coaching vom Coach an Dritte weitergegeben werden.
  • Klarheit und Transparenz über den (groben) Ablauf des Coachingprozesses. Dazu gehören insbesondere
  • Dauer der Coachingeinheiten
  • Art und Weise der Terminvereinbarungen
  • Wie viele Coachingeinheiten umfasst die Beratung?
  • In welchem Abstand finden die Coachings statt?
  • Methoden, die vom Kunden explizit gewünscht oder explizit nicht gewünscht sind
  • Ungestörter Ablauf des Coachings (eigener Raum ohne Zuhörer)
  • Klärung der finanziellen Rahmenbedingungen (Höhe des Honorars, wer ist Auftraggeber? Abgeltung von Nebenkosten und Spesen, etc.)
  • Die Abklärung dieser Rahmenbedingungen vor Beginn des Coachingprozesses, z. B. beim Erstgespräch.

Egal, ob ein Persönlichkeits- oder ein Fachcoaching durchgeführt wird. Es geht für den Coachee immer darum, an sich selbst zu arbeiten und fähig zu werden, selbst Lösungen zu entwickeln.

Der Coach hilft mit seinen Tools, seinen Techniken und seinem Erfahrungsschatz lediglich dabei, das zu erreichen, was der persische Lyriker Hafis fordert: „Du bist deine eigene Grenze, erhebe dich darüber.“

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