Auf die Frage von Christoph Grissemann in „Willkommen Österreich“ am Dienstagabend: „Wird es jemals wieder so, wie es war?“ antwortete Christoph Steininger, Virologe an der MedUni Wien: „… Es wird sich derzeit viel verändern, die Wirtschaft wird sich verändern, auch unsere Gesellschaft wird sich verändern.“

Während die einen mitten im Krisenbewältigungsmodus sind, beschäftigen sich die anderen bereits mit der Zeit nach der Krise. Das von Matthias Horx gegründete Zukunftsinstitut hat, in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Spezialisten, vier Szenarien für eine Zeit nach dem Corona Virus entwickelt: diese reichen von einer Rückkehr in eine Biedermeierzeit, über eine weltweite Reglobalisierung (zurück zu den Nationalstaaten) bis hin zu einer höheren Resilienzfähigkeit der Gesellschaft, um Krisen zu bewältigen.

Arbeiten mit Szenarien im unternehmerischen Umfeld
Neben der Krisenbewältigung und den dafür notwendigen Maßnahmen braucht es einen Blick in die Zukunft, um langfristig planen zu können. Dazu bedienen wir uns allerdings nicht einer „Glaskugel“, sondern arbeiten strukturiert mit der Szenario-Technik. Szenarien werden zur Beschreibung möglicher Entwicklungen im gesamten für das Unternehmen relevanten Umfeld eingesetzt. Sie können aber auch für eingegrenzte Teilfragen angewendet werden (z. B. zur Beurteilung von Standortentscheidungen).

Szenarien sind plausible Darstellungen mehrerer verschiedener möglicher Zukunftsentwicklungen. Angenommene Abfolgen künftiger Ereignisse basieren auf der Zusammenführung verschiedener externer Einflussfaktoren und Triebkräfte, über deren künftige Entwicklung eine hohe Unsicherheit herrscht. Szenarien regen, im Gegensatz zu relativ bestimmten Prognosen, dazu an, in breiteren Kategorien über strategische Optionen und Alternativen nachzudenken.

Vorgehensweise

  • Phase 1: Szenariofeld-Bestimmung
  • Phase 2: Schlüsselfaktor-Identifikation
  • Phase 3: Schlüsselfaktoranalyse
  • Phase 4: Szenario-Generierung

Phase 1: Szenariofeld-Bestimmung
In dieser ersten Arbeitsphase legen Sie zunächst im Rahmen einer Aufgaben- und Problemanalyse der Untersuchungsgegenstand fest und beschreiben diesen. Das Ergebnis dieser Phase ist eine konkrete Fragestellung, die Ihr Szenario-Projekt beantworten soll incl. eines konkreten Betrachtungszeitraums.

Phase 2: Schlüsselfaktor-Identifikation
In diesem Schritt definieren Sie die Triebkräfte, die außerhalb des Einflusses des Unternehmens liegen. Dazu bietet sich eine STEP bzw. PEST-Analyse an: Diese Analyse ist ein Modell der externen Umweltanalyse und listet Faktoren auf, die einen Einfluss auf die untersuchte Situation haben können:

  • S ociological Factors sind Werte, Lebensstil, demografische Einflüsse, Einkommensverteilung, Bildung, Bevölkerungswachstum, Sicherheit.
  • T echnological Factorsumfassen Forschung, neue Produkte und Prozesse, Produktlebenszyklen, staatliche Forschungsausgaben.
  • E conomic Factors sind Wirtschaftswachstum, Inflation, Zinsen, Wechselkurse, Besteuerung, Arbeitslosigkeit, Konjunkturzyklen, Verfügbarkeit von Ressourcen.
  • P olitical Factors beinhalten Wettbewerbsaufsicht, Gesetzgebung, politische Stabilität, Steuerrichtlinien, Handelshemmnisse, Sicherheitsvorgaben und Subventionen.

In dieser Phase ist es hilfreich, möglichst viele unterschiedliche Experten im Unternehmen hinzuzuziehen.

Phase 3: Schlüsselfaktoranalyse
Für die definierten Einflussfaktoren bestimmen Sie in einem nächsten Schritt mögliche Ausprägungen in der Zukunft. Die Szenarien ergeben sich dann aus der sinnvollen Kombination dieser möglichen Ausprägungen.

Diese gegenseitige Beeinflussung erfassen Sie quantitativ durch Einflussstärken. Dabei bedeutet

0 = keine Wirkung auf den anderen Faktor

1 = geringe Wirkung auf den anderen Faktor

2 = starke Wirkung auf den anderen Faktor

3 = sehr starke Wirkung auf den anderen Faktor

Hierzu ist es wichtig, die Anzahl der Einflussfaktoren, der für sie bestimmten Ausprägungen und der Kombinationen jeweils begrenzt zu halten. Dazu müssen die Denkansätze in jedem Schritt auf Plausibilität überprüft werden.

Phase 4: Szenario-Generierung
Als Visualisierung der Szenario-Technik dient der Szenario-Trichter nach Albers & Brooks (1999). Dieser umfasst drei Szenarien als Eckpunkte:

  1. Das „Best-Case-Szenario“ als die günstigste Zukunftsentwicklung
  2. Das „Worst-Case-Szenario“ bezeichnet den ungünstigsten Entwicklungsverlauf.
  3. Das „Trendszenario“ beinhaltet die Fortschreibung der heutigen Situation in die Zukunft

Entlang des Trichters beschreiben Sie ein positives, ein negatives, und ein wahrscheinliches Zukunftsbild. Entwickeln Sie auch Extremszenarien!

Auf einer Zeitachse, beginnend bei der Gegenwart, beschreiben Sie mögliche Störereignisse und ihren Impact auf die Entwicklung. Dafür bieten die Einflussfaktoren und ihre vorher definierten Einflussstärken eine hilfreiche Grundlage.

Aus den Störereignissen heraus entwickeln Sie dann Maßnahmen im Hinblick auf die relevanten Einflussfaktoren. Fragestellungen hier sind:

  1. Wie kann eine gewünschte Entwicklung verstärkt werden?
  2. Wie kann eine unerwünschte Entwicklung verhindert werden?

Gerade in einer Zeit, in der sich die Zukunft immer weniger genau „voraussagen“ lässt, bietet sich das Arbeiten mit Szenarien an, um über den „Krisenbewältigungs-Modus“ hinaus handlungsfähig zu bleiben und „über den Tellerrand hinaus zu schauen“, indem Sie alternative zukünftige Situationen beschreiben und Wege entwickeln, die dorthin führen können.

Sie haben Fragen oder benötigen Unterstützung?
Sprechen Sie uns gerne an, wir finden mit Ihnen gemeinsam das richtige Format, Sie als Führungskraft, oder als Personalentwickler, dessen Führungskräfte im Moment gerade vor ziemlichen Herausforderungen stehen, zu unterstützen.

Unsere Office Managerin, Margit Darnhofer hilft Ihnen bei konkreten Fragen gerne weiter.
Office@coverdale.at

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