Moderne Führungsarbeit bedeutet sehr oft, dass Mitarbeitende neben ihrem Arbeitsort im Unternehmen auch mehr oder weniger Zeit im Homeoffice verbringen. Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, die Kommunikation im Team sicherzustellen, auch wenn die einzelnen Mitglieder nicht immer „da“ sind, Meetings zu organisieren und Menschen zu führen, ohne dass diese permanent am gleichen Standort sind.

In diesem Artikel beleuchten wir die Anforderungen an hybride Führungs-Settings und die Kompetenzen, die eine Führungskraft dafür braucht.

Wir sprechen von hybrider Führung, wenn

  • das Team einer Führungskraft im Wesentlichen an einem Standort stationiert ist.
  • die Teammitglieder mindestens 2-3 Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten.
  • das Team untereinander zusammenarbeiten muss.

In der Folge beleuchten wir einige Führungsaspekte etwas genauer:

  1. Teammeetings abhalten

Als Führungskraft sind Sie dafür verantwortlich, sicherzustellen, dass alle Teammitglieder über die Information verfügen, die sie zur Erledigung ihrer Aufgaben benötigen. Das bedeutet, Sie sollten sich eine Meetingstruktur überlegen, die einen guten Informationsaustausch ermöglicht.

In vielen unserer Kundenunternehmen gibt es vordefinierte „Meeting-Tage“ oder Team-Tage, an denen alle Teammitglieder im Büro sind. Damit kann man Teammeetings physisch aufsetzen.

Gibt es diese Möglichkeit nicht, empfehlen wir, Teammeetings nur dann hybrid durchzuführen, wenn die technischen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Sie sollten über einen Meetingraum verfügen, der mit zwei großen Wandbildschirmen ausgestattet ist, sodass auf einem Schirm die Kameras und auf dem anderen Schirm die Materialien, die mit dem Team geteilt werden sollen, sichtbar sind.

Verfügt der Meetingraum nur über einen Bildschirm, ist es relativ schwierig, den Überblick zu behalten, in Kontakt mit den Personen zu bleiben, die nur online dabei sind, und gleichzeitig noch interaktiv zu arbeiten.

Die Arbeitsweise sollte auch bei hybriden Meetings so sein, wie mit Online-Meetings, also mit elektronischen Whiteboards, PowerPoint oder sonstigen elektronischen Formaten.

Als Führungskraft sollten sie Folgendes beherzigen:

  • Trainieren Sie die Moderation von Online-Meetings und überlegen Sie, welche Struktur von Meetings die passende ist.
  • Erwerben Sie die Fähigkeit, mit Online-Meeting-Plattformen umzugehen.
  • Vereinbaren Sie mit dem Team eine Dokumentenstruktur und eine gute Organisation von Meeting Unterlagen. Eventuell dokumentieren Sie die Meetings über Video und legen Sie eine Videobibliothek an

2. Gespräche mit Mitarbeitenden führen

Ein wichtiger Teil der Führungsaufgaben ist es, Gespräche mit Mitarbeitenden zu führen. Diese Gespräche können sehr unterschiedliche Inhalte haben. Es kann um persönliche Themen gehen genauso wie um Zielmonitoring oder um jede Art von Rückmeldung, ob Kritik oder Feedback.

Wir empfehlen

  • Inhaltliche oder Prozessthemen, wenn nötig, möglichst auf jedem Kanal zu besprechen.
  • wenn es um persönliche Themen geht oder um Feedback oder Kritik, das persönliche Gespräch vorzuziehen, wenn das möglich ist.

Konfliktsituationen zwischen Mitarbeitenden oder Gespräche, die eventuell emotional werden können, empfehlen wir, falls möglich, zumindest so lange ausschließlich physisch durchzuführen, bis sich sowohl die Mitarbeitenden als auch die Führungskraft an ein Remote-Setting gewöhnt haben.

Wo liegt die eigentliche Herausforderung für Führungskräfte, wenn es um hybride Führung geht?

Meiner Erfahrung nach sind es oft nicht fehlende technischen Fähigkeiten oder mangelnde Prozessfähigkeiten von Führungskräften, die hybride Führung schwierig machen. Die Schwierigkeiten entstehen zumeist durch die Haltung, die Führungskräfte ihren Mitarbeitenden gegenüber einnehmen.

Wenn Führungskräfte ihren Mitarbeitenden wenig Vertrauen entgegenbringen, fällt es schwer, darauf zu vertrauen, dass die Mitarbeitenden auch zu Hause verlässlich ihre Arbeit erledigen. Natürlich gibt es immer wieder „schwarze Schafe“, aber Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen im Homeoffice meist mehr arbeiten und produktiver sind als im Büro.

Wie kann man seine eigene Haltung verändern?

  • Arbeiten Sie aktiv daran, Vertrauen zu Ihrem Team aufzubauen und Zutrauen zu entwickeln, dass Ihr Team aus dem Homeoffice genauso gut arbeitet wie physisch im Büro.
  • Verbessern Sie Ihre Fähigkeit, klare Ziele zu formulieren und diese an Ihre Mitarbeitenden zu delegieren.
  • Schaffen Sie transparente Kommunikations- und Dokumentenstrukturen, sodass jede/r auf die Dinge Zugriff hat, die er/sie braucht.
  • Arbeiten Sie konsequent daran, Ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern, um auch Online-Themen zu besprechen, die eventuell für mindestens eine Seite emotional werden können, und geben Sie diese Fähigkeit auch an Ihr Team weiter.

Resümee:

Hybride Führungsarbeit ist anspruchsvoller als stationäre Teams zu führen.

Einerseits brauchen Führungskräfte technisch und prozessual die nötigen Fähigkeiten, um mit Meetingplattformen, diversen digitalen Tools sowie Kamera und Mikrofon professionell umzugehen.

Anderseits ist der Anspruch an die Kommunikationsfähigkeit höher, weil man durch den fehlenden persönlichen Kontakt nur einen Teil der Botschaft mitbekommt und so die Gefahr besteht, dass Situationen emotionalisieren, was im direkten Kontakt vielleicht nicht der Fall wäre.

Der eigentliche Schlüssel, um erfolgreich hybrid zu führen, liegt meines Erachtens in der Haltung der Führungskraft, Mitarbeitende als Expert:innen zu akzeptieren, die ihren Job verstehen, und zu Hause genauso ihre Leistung erbringen wie im Büro, wenn nicht sogar mehr davon.

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