In diesem Beitrag wollen wir uns auf die Aspekte internationaler on-site Zusammenarbeit konzentrieren.

Wir empfehlen, schon am Beginn eines Projekts mit internationaler Zusammenarbeit diesem Thema auch entsprechend Raum zu geben. Dazu haben wir einen Prozess entwickelt, der aus 5 Phasen besteht:

1. Bewusstsein schaffen für kulturelle Unterschiede

Auch, wenn den meisten Teammitgliedern klar ist, dass es kulturelle Unterschiede gibt und diese eine Auswirkung auf die Teamzusammenarbeit haben, liegt der Teufel meist im Detail.

Oft sind es die Kleinigkeiten, die einem gar nicht bewusst sind und die dann zu Problemen in der Zusammenarbeit führen. Wir empfehlen, den Erfahrungsschatz und die Ressourcen der Teammitglieder anzuzapfen, z. B. im Rahmen einer Reflexion der Teammitglieder, bei der individuelle Erfahrungen zum Thema kulturelle Unterschiede ausgetauscht werden. Dabei geht es nicht darum zu werten, sondern Interesse für die anderen Kulturen zu zeigen und Beobachtungen auszutauschen. Hilfreich ist die Bereitschaft aller Beteiligten, die eigenen Sichtweisen zu hinterfragen und offen für Neues zu sein.

2. Wertschätzung kultureller Unterschiede

Kulturen haben sich über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte entwickelt. Oft sind Menschen stolz auf kulturelle Besonderheiten und sehen diese als erworbene Errungenschaften. Daher ist es von großer Bedeutung, diese Unterschiede im Team auch entsprechend wertzuschätzen. Diese Phase ist für den Vertrauensaufbau im Team von großer Bedeutung.

3. Erarbeiten von Chancen, die sich aufgrund der kulturellen Vielfalt ergeben

Häufig werden kulturelle Unterschiede im ersten Schritt als seltsam und andersartig erlebt. Es ist vollkommen normal, dass Menschen darauf zurückhaltend oder sogar ablehnend reagieren. In dieser Phase wird das Thema bewusst aus einer anderen Perspektive betrachtet: Wie können wir unsere kulturellen Unterschiede als individuelle Stärken ins Team einbringen? Beispiele dafür können sein, die „deutsche Gründlichkeit“ in der Qualitätskontrolle zu nutzen oder das klassische „positive Denken“ eines amerikanischen Teammitglieds bei der gemeinsamen Bewältigung von Problemen.

4. Erarbeitung von gemeinsamen Grundsätzen für die Zusammenarbeit

Gerade in internationalen Teams ist eine gemeinsame Sichtweise, wie die Zusammenarbeit laufen soll, ein wichtiger Erfolgsfaktor. Denn in jedem Team läuft die Zusammenarbeit nach bestimmten Regeln ab – nur sind diese in den seltensten Fällen dokumentiert.

Das schafft Raum für Missverständnisse und ist oft die Ursache von Konflikten. Sich gemeinsam zu überlegen, wie man miteinander umgehen will, wie die gemeinsame Zusammenarbeit gestaltet wird und das dann auch schriftlich festzuhalten, schafft Sicherheit und Vertrauen. Dabei geht es nicht darum, alles im Detail zu regeln, sondern vielmehr einen Rahmen für eine gut funktionierende Kooperation zu schaffen. Meist reichen dazu 4-6 Regeln (bzw. Grundsätze) vollkommen aus.

5. Umgang mit „Regelverstößen“ festlegen

Sind nun die Grundsätze für die Zusammenarbeit festgelegt, bleibt nur noch eine Frage offen: Was tun wir, wenn sich jemand nicht gemäß diesen Grundsätzen verhält, also gegen eine Regel verstößt? Dass das passieren wird, ist höchst wahrscheinlich, schließlich ist es allzu menschlich, dass man in alte Verhaltensmuster zurück fällt.

Wichtig ist, dass das Team sich auf eine Vorgangsweise einigt. Eine Möglichkeit könnte sein, sich in regelmäßigen Feedbackrunden (z. B. 1x wöchentlich) über die Zusammenarbeit auszutauschen. Dabei werden möglicherweise neue kulturelle Unterschiede entdeckt und bewusst gemacht.

Dies kann auch dazu führen, dass die Grundsätze der Zusammenarbeit adaptiert und weiterentwickelt werden – ganz im Sinne einer selbstlernenden Organisation.

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