Der Orient – die Richtung, in der die Sonne aufgeht, der Tag „sein Licht erblickt“. Die Bezeichnung „Orientierung“, bzw. „sich orientieren“ stammt aus der historischen Darstellung, bei der Karten oft mit Jerusalem = oben ausgerichtet wurden.

Orientierung geben ist eine der wichtigsten Führungsaufgaben überhaupt – den Mitarbeitenden ein „Licht“ an die Hand zu geben, ein Bild, einen Zweck, wozu sie jeden Tag zum Arbeiten ins Unternehmen kommen. Die Frage ist: Wie stelle ich diese Orientierung auf allen Ebenen sicher?

Orientierung fängt ganz oben an (siehe Jerusalem)

James C. Collins and Jerry I. Porras, zwei amerikanische Professoren, untersuchten, warum manche Unternehmen langfristig, d.h. über 50 Jahre, erfolgreicher sind als andere. Was diese Unternehmen gemeinsam haben, ist eine klare Vision mit drei Schlüsselelementen:

Kernwerte

Das erste Element ihrer Vision ist eine Reihe von Werten, die vom gesamten Unternehmen geteilt und getragen werden. Dabei handelt es sich nicht um „nice-to-have“-Werte, sondern um Werte, die gewahrt werden bei allem, was im Unternehmen getan wird. Üblich sind drei bis fünf Kernwerte, die sich nicht verändern. Sie sind auf gewisse Art und Weise Teil des Unternehmensgeistes.

Kernzweck

Beim Kernzweck handelt es sich um die wesentliche Daseinsberechtigung eines Unternehmens. Nicht verwechselt werden sollte es mit aktuellen Produktlinien oder Kundensegmenten. Diese können sich im Lauf der Jahre verändern, der Zweck jedoch bleibt dauerhaft.

Er bezieht sich auf die besondere Motivation der Mitarbeiter für dieses Unternehmen zu arbeiten. Das geht über Geld verdienen und finanziell erfolgreich sein hinaus. Finanziell erfolgreich zu sein ist eine Grundbedingung, die jedes Unternehmen erreichen muss.

Ein Bild der Zukunft

Ein Bild der Zukunft hat zwei Bestandteile: eine Reihe von sehr herausfordernden Zielen (BIHAGS = Big Hairy Audacious Goals), die üblicherweise 10 bis 30 Jahre Arbeit erfordern. Diese Ziele sind keine Fortschreibung der Gegenwart, sondern sie drücken das aus, was in 10, 20 oder 30 Jahren als Wunsch erreicht werden soll.

Die Ziele müssen nicht angepasst auf die gegenwärtige Situation/Lage des Unternehmens und die momentanen Ressourcen sein. Ein wichtiger Aspekt einer Vision ist vielmehr, dass sie neue Kräfte und Energien mobilisiert, die bisher noch nicht sichtbar waren.

Notwendig ist gleichzeitig eine sehr lebendige Beschreibung, ein lebendiges, leuchtendes Bild, wie diese langfristigen Ziele in 10, 20, 30 Jahren aussehen und wie sie sich anfühlen, wenn sie erreicht worden sind. Das macht die Ziele stimulierend, reizvoll und greifbar.

Anm.: Gingen Collins und Porras in den 90er Jahren beim Bild der Zukunft von einem Zeitraum von 10-30 Jahren aus, so haben sich diese Parameter in der Zwischenzeit auf Grund der gesamtwirtschaftlichen Veränderungen (Globalisierung, Schnelllebigkeit etc.) verändert und man arbeitet bei den BIHAGS jetzt mit einem Zeitraum von 5-10 Jahren.

Ziele

Kennen alle Ihrer Mitarbeitenden die Vision des Unternehmens? Und mit „kennen“ meine ich nicht, dass Werte und Kernzweck gerahmt in jedem Gang oder Meetingraum hängen. Sondern: Wie gehen Ihre Führungskräfte in ihrem täglichen Führungsalltag mit dem Unternehmensbild um? Wie werden Ziele vereinbart und erreicht?

Bei Coverdale definieren wir Ziele mit Hilfe der Coverdale-Zielscheibe. Diese beinhaltet vier Bereiche:

  1. Kunde: Für wen tun wir das?
  2. Zweck: Wozu tun wir das? Wozu dient das Endergebnis?
  3. Endergebnis: Was soll bis wann erreicht sein?
  4. Standards/Kriterien: Wie messen wir das Endergebnis?

Für die Vereinbarung motivierender Ziele ist die Frage nach dem Wozu essenziell, um Orientierung zu geben. Für wen? – ok; Was? – eh klar; Wie – klar, wir müssen es ja nachher messen.

Aber das Wozu, die Frage nach dem Sinn und Zweck des Auftrags, bringt den Mitarbeitenden letztlich erst Klarheit und Motivation für ihren persönlichen Beitrag.

Zusammenarbeit

Neben motivierenden Zielvereinbarungen gibt vor allem der Umgang miteinander jeden Tag wieder Orientierung. Solange alles „glatt“ läuft, stellt dieser keine Herausforderung dar: Ziele werden erreicht, wirtschaftlich geht es dem Unternehmen gut, „die da oben“ machen keinen Druck.

Ernst wird es, wenn wir uns die Fehler- und Feedbackkultur im Unternehmen anschauen. Wie werden Fehler angesprochen? Sucht die Führungskraft zunächst einmal eine/n Schuldige/n. Wie verhindern wir, dass der Fehler wieder passiert?

Bei Coverdale führen wir außer Ergebnisrückblenden (erfüllt das Ergebnis entlang der definierten Kriterien den Zweck für den Kunden?) regelmäßig auch Prozessrückblenden durch:

  1. Was haben wir als hilfreich in der Zusammenarbeit erlebt?
  2. Was haben wir als hinderlich in der Zusammenarbeit erlebt?
  3. Vereinbarungen: Was werden wir das nächst Mal beibehalten, verstärken oder nicht mehr machen?

Nach dem nächsten Auftrag/Projekt werden in der Prozessrückblende die Vereinbarungen angeschaut, inwieweit sie eingehalten wurden oder angepasst/ergänzt gehören. Regelmäßig durchgeführt nehmen diese Prozessrückblenden wenig Zeit in Anspruch und initiieren einen stetigen Prozess des Lernens und der Verbesserung.

Führung

Gemäß dem alten, aber immer noch gültigen Spruch „Ich kann von meinen Mitarbeiter*innen nicht verlangen, was ich nicht selbst zu leisten bereit bin“, liegt es an den Führungskräften, Unternehmenszweck und vor allem die Kernwerte jeden Tag aufs Neue vorzuleben.

Arbeiten die Führungskräfte von Anfang an kontinuierlich an den Prinzipen Aufmerksamkeit, Respekt und Vertrauen, und geben ihren Mitarbeitenden damit klare Orientierung, bekommen sie auch in schwierigen Zeiten die geforderte Leistung. Oder anders ausgedrückt: Führungskräfte müssen nicht teure Mitarbeiter-Motivationstrainings besuchen, es reicht völlig, wenn sie ihre Mitarbeitenden nicht demotivieren.

Zum Schluss dieses Beitrags kommt natürlich die ketzerische Frage: Haben Sie als Führungskraft oder als Mitarbeiter*in in Ihrer Arbeit die Orientierung, die Sie brauchen? Wenn nicht – was braucht es, damit Sie ein helles, klares Bild von Ihrem Unternehmen und damit auch von Ihrem Beitrag zu diesem haben?

Benötigen Sie dazu Unterstützung, kontaktieren Sie uns einfach. Gerne sind wir bereit, diesen Weg zusammen mit Ihnen zu gehen.

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