Der Luxuskonzern LVMH, zu dem auch Givenchy und Dior gehören, produziert seit 18.03.2020 in seinen französischen Kosmetikfabriken hydroalkoholische Gele, die den französischen Gesundheitseinrichtungen als Sterilisierungsmittel kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Aktuell stellt ein Konsortium aus Vorarlberger Unternehmen (die Grabher Group, Bandex Textil, Getzner Textil, Wolford, die Stickerei Harald Hämmerle sowie das Unternehmen TECNOPLAST) täglich 15.000 Schutzmasken her, wobei jeder Betrieb entsprechend dem eigenen Knowhow im Produktionsprozess einen bestimmten Bereich übernimmt.

Das sind nur zwei Beispiele dafür, wie Unternehmen mit der Krise aktiv umgehen. Ich beobachte z. Zt. zwei „Verhaltensweisen“ bei Unternehmen:

  1. „Den Kopf in den Sand stecken“, die Geschäftstätigkeit auf ein Minimum reduzieren (nur das Notwendigste, ansonsten Kurzarbeit und „Zwangsurlaub“)
  2. Die Zeit nutzen, das Unternehmen weiter zu entwickeln. Dinge in Angriff nehmen, für die im „daily business“ sonst keine Zeit ist. Die Organisation und die MitarbeiterInnen für die „Zeit nach Corona“ fit machen.

Wir haben uns bei Coverdale Österreich für Zweiteres entschieden. Die Herausforderung war, Dienstleistungen, die wir alle seit Jahren gewohnt waren, persönlich zu leisten, plötzlich virtuell „abliefern“ sollten. Trainings zum Thema Zusammenarbeit virtuell? Coaching „am Bildschirm“? Nein – nicht wirklich – oder doch?

Zuerst machten wir eine Bestandsaufnahme unserer Ressourcen:

  1. Unsere Trainingsthemen und -inhalte
    Wir sind seit nunmehr 30 Jahren Spezialist in Sachen Führung und Zusammenarbeit. D. h. inhaltlich ist alles da, was wir benötigen. ✓

2. Digitale Aufbereitung der Inhalte
Seit mehreren Jahren bieten wir unsere Kernthemen bereits im Rahmen unserer Coverdale eAcademy auch als
eLearning bzw. Blended Learning an. Das bedeutet, die „Berührungsängste“ sind nicht groß. ✓ 3

3. Die richtige „Toolbox“
Nachdem Flipchart, Pinnwand und Moderationsstifte digital nicht wirklich funktionieren, brauchte es eine entsprechende
Software:

  • Intuitiv für die TeilnehmerInnen zu nutzen
  • Für größere Gruppen (12 Teilnehmerinnen) zu verwenden
  • Die Möglichkeit, in Break-Out-Rooms Gruppenarbeiten organisieren zu können
  • Ressourcen schonend (Bandbreite)
  • Wenn gewünscht, Aufzeichnungsmöglichkeit von Trainings- / Coachingsequenzen
  • Gewährleistung von Datenschutz (wo steht der Server?)

Hier entschieden wir uns für die Open Source Software BigBlueButton, die von unserem Partner und IT-Spezialisten auf
seinem Server gehostet wird. ✓

4. Der richtige Umgang mit dem neuen „Werkzeug“
Bereits am 16./17.03.2020 fand unser erstes Quartalsmeeting virtuell statt. Neben der inhaltlichen Arbeit nutzten wir die
Gelegenheit dazu, mit der Software vertraut zu werden, unser eigenes Verhalten im virtuellen Raum zu reflektieren und
weiterzuentwickeln. ✓

5. Designentwicklung
Sukzessive arbeiten wir an der Anpassung unserer Trainings-Designs: Die Visualisierung (Folien etc.) wird optimiert und
Tagespläne werden an die virtuelle Arbeitsumgebung angepasst (Time Slots für Arbeits- und Pausenzeiten adaptiert),
unter Beibehaltung der Methodik des Erfahrungslernens. Gleichzeitig entwickeln wir für unsere Kunden neue Trainings
speziell für „virtuelle Fragestellungen“. ✓

6. „Generalprobe“
Bereits am 02./03.04.2020 gingen wir „live“ mit unserem ersten Training „Virtuelle Zusammenarbeit in Teams“: 2 Tage, 2
TrainerInnen und 12 TeilnehmerInnen. Bis auf ein technisches „Hoppala“ am zweiten Tag lief alles rund, und die positiven
Feedbacks der TeilnehmerInnen bestätigten uns darin, auf dem richtigen Weg zu sein. ✓

Zwischenzeitlich erreichen uns immer mehr Anfragen von Kunden, welche die Zeit des „Home Office“ nutzen möchten, ihren MitarbeiterInnen allfällige Trainingsthemen in ihrem Unternehmen virtuell zur Verfügung zu stellen.

Grundsätzlich ist die Entscheidung, ob ich „den Kopf in den Sand stecke“ oder dafür Sorge, dass ich handlungsfähig bleibe, eine Sache von Einstellung und Haltung im Umgang mit der bestehenden, nicht vorhersehbaren Situation.

Sollten Sie sich, wie wir, für Zweiteres entscheiden, helfen Ihnen für Ihr weiteres Vorgehen vielleicht die Effectuation Principles weiter:

  1. Prinzip der Mittelorientierung
    Finden Sie Ziele und Ergebnisse, die sich mit einem gegebenen Set an Mitteln erreichen lassen. Richten Sie das Ergebnis an Ihren Mitteln aus und nicht umgekehrt. Machen Sie eine „Bestandsaufnahme“, was schon alles da ist. Vielleicht sind Sie überrascht?

2. Prinzip des leistbaren Verlusts
Der Einsatz hängt vom leistbaren Verlust ab und nicht vom erwarteten Ertrag. Eine realistische Umsatz- oder
Gewinnprognose konnten wir in unserer Situation nicht anstellen. Aber was konnte in unserem Beispiel schon „schief
gehen“? Welchen Verlust hätten wir schon generieren können?

3. Prinzip der Vereinbarungen und Partnerschaften
Suchen Sie nicht die richtigen Partner, um Schnittstellen zu bilden, sondern gehen Sie Vereinbarungen mit denen ein,
die bereit sind, mitzumachen. Die bestehende Krisensituation hat uns als Team noch einmal „zusammengeschweißt“
wir haben unsere Kommunikation intensiviert und ziehen (gefühlt) stärker an einem Strang als zuvor.

4. Prinzip der Umstände und Zufälle
Nutzen Sie Umstände und Zufälle als Hebel, statt sich von diesen abzugrenzen. Natürlich ist gegenwärtige Situation
belastend, gleichzeitig eröffnet sie uns die Möglichkeit, neue Dinge zu entwickeln und auszuprobieren, die für uns und
unser Geschäft in Zukunft hilfreich sein werden.

Das chinesische Schriftzeichen für Krise besteht aus zwei Teilen: der eine Teil symbolisiert Gefahr oder Risiko, der andere Chance. Wenn wir die Chancen einer Krise erkennen, können wir wachsen und uns weiterentwickeln.

Ich wünsche Ihnen auf diesem Weg alle Gute – und wenn wir Sie unterstützen/begleiten können, lassen Sie es uns wissen: klaus.fischer@coverdale.at.

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