In Balance bleiben in anspruchsvollen Zeiten

Die Auseinandersetzung mit der Gesundheit der Mitarbeiter*innen gewinnt in Unternehmen immer weiter an Bedeutung. Nicht zuletzt auch aufgrund der Außenwirkung in Form der Arbeitgeberattraktivität. Im Rahmen der Organisationsentwicklung ist das Anstreben von Gesundheit ein anspruchsvolles Ziel. Die Bemühungen gehen in Richtung resilienter Mitarbeiter*innen, die sich im Sinne der Achtsamkeit selbst führen und ihre Lebensbereiche in einer gesunden Balance halten können.

Die 5 Säulen nach Hilarion Petzold (1993) umfassen folgende Lebensbereiche. Sie stützen und tragen die Identität eines Menschen:

  • Leib /Leiblichkeit
  • Soziales Netzwerk/Soziale Bezüge
  • Arbeit und Leistung
  • Materielle Sicherheit
  • Werte, Normen und Sinn

Grundsätzlich gilt natürlich: Je mehr die einzelnen Säulen gefüllt sind, desto höher ist das Wohlbefinden. Gleichzeitig sollte unser Anspruch sein, die Säulen im „Gleichgewicht“ zu halten. Als Extrembeispiel: Was nutzt mir hohe materielle Sicherheit, wenn gleichzeitig mein Körper und meine Gesundheit vernachlässigt werden oder sogar Schaden nehmen oder ich für die materielle Sicherheit mein soziales Netzwerk aus den Augen verliere? Mit einem derartigen Ungleichgewicht kann ich kurzfristig vielleicht umgehen, langfristig sollte ich im Sinne meiner eigenen Identität und der damit verbundenen Zufriedenheit eine Ausgeglichenheit aller 5 Säulen anstreben.

So, wie „Leib und Leiblichkeit“ durch eine Krankheit oder einen Unfall ins Wanken geraten kann, bekommt das „Soziale Netzwerk“ durch eine Trennung oder einen Todesfall Risse. „Arbeit und Leistungsfähigkeit“ wird z. B. durch den Verlust des Arbeitsplatzes geschwächt. Arbeitslosigkeit, Schulden oder ein unzureichendes Einkommen haben Einfluss auf die Säule „Materielle Sicherheit“. „Werte und Ideale“ können aufgrund von Streitigkeiten oder Konflikten anfangen zu bröckeln.

Zu Krisen kann es also kommen, wenn eine oder mehrere Säulen sich stark verändern und die anderen Säulen nicht mehr ausreichend zu einer Stabilisierung beitragen können. Da die Bereiche stark miteinander verknüpft sind, hat die Vernachlässigung oder Priorisierung eines Bereiches Auswirkung auf das Gesamtgleichgewicht.

Ziel einer guten Selbstführung ist es, die Lebensbereiche in eine gesunde Balance zu bringen und permanent an diesem Gleichgewicht zu arbeiten. Eine gute Balance zu finden mag, abhängig von der persönlichen Lebensvision, für jeden Menschen anders sein. Wichtig ist, sich immer wieder bewusst zu entscheiden und dann auch Verantwortung für diese Entscheidungen zu übernehmen.

„Selbstführung bedeutet deshalb, die unterschiedlichen Lebensbereiche immer wieder anzusehen und zu prüfen, ob die aktuelle Lebensgestaltung dem entspricht, wie ich mein Leben führen möchte, bzw. wo ich ansetzen könnte, um etwas zu verändern.“ (Libicky, Gesund führen, 2018, S.70).

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